Gelöste Initiative: Die Dinge in Gang setzen und in Gang halten

23.-24. 9. 2022, in Berlin

Giles Rosbander und Malte Loos

Einladen befördert den kreativen Prozess, ganz gleich ob es sich um ein eigenes Projekt oder die Zusammenarbeit eines Teams handelt. Wir machen mit den Mitteln der Kunst des Wie begreiflich, wie tief eine einladende Haltung gehen kann und führen ihre Wirkungsweise vor.

 

Neues zu erschaffen, erfordert per Definition, zuvor Unbekanntes zu erleben. Um Neues zu erschaffen,  müssen wir Bekanntes umdeuten und in zuvor noch nicht bekannter Weise verbinden und zusammensetzen. Werden wir initiativ, muss sich zudem ein Impuls bilden, der das Erleben in eine Richtung bündelt, auch wenn er das Ziel noch gar nicht kennen kann.

Dass kreative Neuverbindung ein gutes Umfeld findet, wenn nicht alles mit Gewalt fest gezurrt ist, liegt nahe. Aber auch Impuls- und Richtungsbildung wird umso klarer und durchdringender, je mehr innere Kräfte sie einladen kann.

Dies gilt sowohl in einer Organisation, die ihre Ressourcen mobilisiert, wie für individuelle Projekte, und unter diesen sowohl für körperlich als auch für geistig betonte.

Initiative im Gelösten ist ein großes Anliegen des Tai Chi. Es bietet zwei Grundformen an, die Öffnende ( An) und die Bündelnde, die eher abschliesst (Chi). Beide mobilisieren tiefe Kräfte, die erst im Gelösten in den Blick geraten und von direktiver Anspannung, so überzeugend befriedigend sich diese anfühlen mag, verborgen werden. So wird die Art der Mobilisierung schon ein anschauliches Beispiel für den Entdeckungsprozeß des Neuen.

Mit der Einordnung in die 5 modalen Grundarten des systemischen Denkens und körperlichen Übungen wird unsere Intuition geschärft für die innere Gelöstheit im Tun. Wir lernen, sie zu unterscheiden von Tun unter Anspannung und bieten sie dem Unterbewussten als klare Alternative an.

In angewandten Übungen lernen wir, wie Prinzipien der gelösten Initiative sich in verschiedenen Kontexten ausdrücken und umsetzen.

 

Anmeldung und Information bei:

Giles Rosbander {T: 0163 4275142, M: giles.rosbander@gmail.com} oder
Malte Loos {T: 0174 3790176, M: malte@innere-stille.net}

Gebühren:

Frühbucher bis 31.8.22 : 150€ (100€ erm.)  Ab 1.9.: 180€ (130 erm.)

Sein oder bedingt sein: Seele und Lösung in Buddhismus und Systemik.

2.-3. Juli 2022, in Berlin

Giles Rosbander und Malte Loos

Systemische Aufstellungen beruhen auf dem buddhistischen Prinzip der wechselseitig abhängigen Entstehung des Seins. Mit den Mitteln der Kunst des Wie machen wir dieses Prinzip und seine lösende Wirkung für uns im Körper erfahrbar.

Systemische Therapie und Lebenskunst sind eine moderne und weltliche Form buddhistischer Grundprinzipien wie der wechselseitig abhängigen Entstehung, der Unbeständigkeit des Erlebens und des Nichtselbst.

Sie finden praktischen Ausdruck in systemischen Aufstellungen, in denen auch kleine Änderungen im Umfeld große Unterschiede im Erleben bewirken können. Wichtiger noch sind sie aber als innere Haltung für eine Lebenspraxis in Gelöstheit und Frieden.

In einer solchen inneren Haltung verzichten wir eher auf allgemeingültige Aussagen und feste Zuschreibungen und sind uns der Bezogenheit mit unserer Umwelt bewusster. Das Ablassen vom Gedanken zum Beispiel einer fixen Identität kann sehr erleichternd wirken und den Raum der inneren Möglichkeiten sehr erweitern.

Ihr innerlich, geistig und emotional wirklich zuzustimmen, ist aber keine einfache Aufgabe. Sie ist umso ungewohnter, je mehr man von Vorstellungen von Selbst und Wesen geprägt ist, wie in vielen christlichen Kulturen.

In unserem Workshop machen wir die systemische Haltung im Körper erfahrbar. Mit den Mitteln der Kunst des Wie, der Bewegungslehre des Tai Chi und den modalen Denkstilen des systemischen Denkens, lernen wir die Akzeptanz unserer Bedingtheit und Bezogenheit körperlich zu erleben und von anderen Haltungen zu unterscheiden.

Die Wirkungsweise systemischer Bedingtheit erfahren wir dann in vielen Anwendungsübungen, zum Beispiel mit Aufstellungsminiaturen.

Anmeldung und Information bei:

Giles Rosbander {T: 0163 4275142, M: giles.rosbander@gmail.com} oder
Malte Loos {T: 0174 3790176, M: malte@innere-stille.net}

Gebühren:

Frühbucher bis 10.6.22 : 150€ (100€ erm.)  Ab 11.6.: 180€ (130 erm.)

Look but Don’t Touch. Der achtsame Schlüssel zur Konfliktbewältigung

7.-8. Mai 2022, in Berlin

Giles Rosbander und Malte Loos

Konfliktlösung ist Kernanliegen des Tai Chi. In systemischen Denkstilen gefasst lässt sich sein Ansatz leicht auf weitere Situationen übertragen.

Einem Impuls zu begegnen und ihn zu begleiten, ohne eine Meinung über ihn in dem von ihm fixierten Rahmen zu entwickeln, ist Kernübung des Tai Chi. Die urteilsfreie, achtsame Begegnung drückt sich im Körperlichen durch Gelöstheit aus. Sie entzieht dem Impuls die für seine Entfaltung notwendige Stabilisierung, so dass er sich zerstreut. Gelöste Urteilsfreiheit lässt uns Raum, selber gelöst initiativ zu werden und zum Beispiel die Impulsenergie umzuleiten. Die Situation transformiert sich so in eine andere Richtung. Wir sind frei, nach einer Lösung zu suchen.

Die gelöste Konfliktbewältigung des Tai Chi kann auch in anderen Bereichen analog zur Anwendung kommen. Man kann sie nicht eins zu eins übertragen, weil die Kontexte verschieden sind. Manche Dimension des Erlebens fehlt in anderen Lebensbereichen, zum Beispiel die körperliche Begegnung. Andere Fragestellungen kommen aber hinzu und fast überall ist das Leben komplexer als auf der Matte.

Tai Chi erlaubt aber, die systemischen Arten des Wie in solcher Klarheit zu erfahren, dass das Unterbewusste auch in anderen Kontexten leicht auf sie zugreifen kann. Außerdem liefert es sehr eingängige Erfahrungsbilder, die uns Hinweise geben, wie sich eine günstige Konfliktbewältigung in einer vorliegenden Situation zusammensetzt.

So hilft uns die Konfliktbewältigung des Tai Chi, in jedem Kontext eine adäquate Antwort zu finden, die ihre Prinzipien übersetzt.

Im Seminar erfahren wir in vielen Weisen Achtsamkeit in körperlicher Gelöstheit und lernen, was sie im Umgang mit einem Gegenüber bedeutet. In Anwendungsübungen üben wir hören, begleiten, da sein und Strukturen transformieren.

Anmeldung und Information bei:

Giles Rosbander {T: 0163 4275142, M: giles.rosbander@gmail.com} oder
Malte Loos {T: 0174 3790176, M: malte@innere-stille.net}

Gebühren:

Frühbucher bis 20.4.22 : 150€ (100€ erm.)  Ab 21.4. 180€ (130 erm.)

Zahlung fällig bei Anmeldung. Rücktrittsgebühr bis 1.5. 50%, bis 6.5. 80%, danach 100% der Kursgebühr

 

Flyer Konflikt

 

Kampfkunst und Sytemisches Denken.

Die Coronazeit war lang und die Umbrüche waren groß, aber wir haben beide gut genutzt.

Heraus gekommen ist ein neuer Ansatz: Systemische Denkweisen, die uns helfen, die Welt leichter zu machen und weicher mit ihr umzugehen, machen wir tief und präzise körperlich erfahrbar. Das macht sie leichter zugänglich, auch in unangenehmen Lagen, und wirksamer im Leben.

Im körperlichen Training ist zum Karate das Tai Chi getreten. Die chinesisische Kampfkunst Tai Chi ist in vieler Hinsicht ein körperlicher Ausdruck systemischen Denkens. Es aktiviert gerade die Teile in uns, die anders als linear denken, wahrnehmen und handeln.

Wenn in uns Achtsamkeit, Wandlungsfähigkeit und Akzeptanz des Absurden ihren Platz einnehmen können, wird das Geflecht des Lebens in uns viel elastischer und kraftvoller.

Tai Chi Training betont gerade diese Arten des Erlebens und verschafft uns einen direkten Pfad im Körper zu ihm. Mit der Kunst, die im Körperlichen gemachten erfahrungen auf das allgemeine Leben zu übertragen, beschäftigen wir uns im Herbst 2021 in einem Workshop am 13.-14. November in Berlin  und einer neuen wöchentlichen Stunde am Mittwoch Abend.

 

Wir freuen uns auf diese neue Reise!

 

Malte

 

 

 

 

Sommerpause…

Wir haben sie uns alle verdient – nach einem langen ersten Halbjahr mit vielen Wendungen und Neuerungen sind wir jetzt in Ferien bis zum 11. August.

 

Danach geht es mit neuem Programm, Elan und Kursen weiter!

 

Wir freuen uns auf einen schönen Herbst!

 

Malte

Es geht wieder los…

Liebe Freunde der Kampfkunst und Inneren Stille,

es ist  so weit. Das Wetter lässt uns wieder nach außen in den Park und der erleichternde Rückgang der Pandemiezahlen erlaubt, auch im Studio wieder in Gruppen zu trainieren, inklusive Partnerübungen und Kontakt. Ab dem 18. entfällt dabei auch die Testpflicht.

Wir können uns also endlich wieder unbeschwert in großen Gruppen treffen und gemeinsam üben.

Andererseits haben sich die kurzen Einzelstunden der letzten Monate auch sehr bewährt. Darum teilen wir die Übungseinheiten auf:

Dienstags und Samstags üben wir in der Gruppe. Im Regelfall draussen an der frischen Luft. Wenn das Wetter das nicht zulässt, schreibe ich vorher eine Mail.

Mittwochs behalten wir die Einzelstunden bei. Buchung ist weiterhin über den Calendly Link.

Wer Fragen hat, melde sich bei mir! Ich freue mich, alle wieder zu sehen,

Malte

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Frühübung in der Hasenheide

Pandemie hin oder her, wir haben das Jahr eröffnet.

Lauschig wars und still und der Regen kam auch nur, um uns aus dem Park zu scheuchen. Herr Jahn hat uns etwas von oben herab beim Dehnen zugesehen. Die Schräge hat ihren Dienst getan und die Hügelkuppe auch.

Am Schluß wurde es etwas frisch und die Hände sind uns blau geworden vor Kälte. Wie über Telegram zu sehen, gab es dafür auch noch andere Gründe. Die erwiesen sich als dauerhafter. Ich hoffe nicht als tiefgreifend.

Der derzeitige Rhythmus im Einzeltraining läuft ja ganz gut.  Hoffen wir trotzdem, dass wir ihn bald nicht mehr brauchen.

Liebe Grüße,

Malte

Üben im Lockdown

Liebe Teilnehmer und Interessenten,

 

derzeit ist wegen der Corona Pandemie kein normaler Gruppenunterricht möglich. Bis auf weiteres sind nur Einzeleinheiten zur therapeutischen Körperparbeit in den normalen Kurszeiten und Studios möglich.

Das ermöglicht mit Coronasicheren Abständen eine tiefe und persönliche Arbeit.

Reservierungen dazu können über das Reservierungssystem gemacht werden – für unter der Woche hier und für samstags hier.

Wenn es Neues zu Lockdownregeln und Veranstaltungen gibt, passen wir das entsprechend an.

 

Liebe Grüße,

 

Malte

 

 

 

 

Meister Kazumi Tabata – ein Nachruf.

 

„Brouahahaha, go back learn more…and … I am really sorry I am always so negative, but with people like you I have no choice!“

So waren die aufmunternden Worte meines Karate Meisters Tabata Kazumi, als ich ihn das letzte Mal besuchte und ein paar Karatetechniken vorführte.

Zum Karate bin ich gekommen als Ausgleichssport am MIT. Da gab es einen Uni Club und erst einen Lehrer, Steve Hardt, bei dem ich die Anfänge lernte, und dann noch einen, Dave D’Amore, der höher im Rang war und mehr von uns forderte. Und dann war da ein mystisches Raunen, von einem gefährlichen Ort auf der anderen Seite des Charles River, wo man sich besser nur gut vorbereitet hintrauen sollte und nicht so ganz klar war, in welcher Verfassung man zurück kommen würde.

Diesen mystischen Ort, Meister Tabatas Dojo in Chinatown am östlichen Rand des Stadtzentrums, habe ich zum ersten Mal zu meiner ersten Gelbgurtprüfung betreten. Und kam mit einer gebrochenen Rippe zurück. (Und einem gelben Gurt.)

Danach traute ich mich erstmal Monate lang nicht hin, und als ich es tat, voll Furcht. Meister Tabata verbreitete Furcht, nicht so sehr, durch was er tat, auch nicht so sehr, durch was er sagte, aber durch seine Ausstrahlung. Äußerlich nicht groß gewachsen, schien er aus seinen Nähten zu platzen, mit Händen wie Dampframmen, mit seinen welligen schwarzen Haaren nicht unähnlich Diego Maradona und ein vergleichbares körperliches Biest. Wenn er im Dojo längs der Gruppe lief und Kommandos gab, klang es wie ein Engel mit einer Basstrompete und um ihn herum lag eine Aura der Bedrohlichkeit.

Allerdings eine weise Bedrohlichkeit. Meister Tabata hatte wenig von der schwülstigen Aggression vieler Kampfsportler. Dazu war er zu sehr aufgeklärter Samurai, zu leicht und zu geradlinig. Aber auch alles in sich darauf ausgerichtet, eine wohl kultivierte Tötungsmaschine zu werden.

Kultiviert war Meister Tabata sehr. Seine Kalligraphie war kraftvoll, und für die Bücher, die er schrieb, tauchte er tief in mittelalterliche Japanische Zen Schriften ein. Er hatte Literatur studiert an der Waseda Universität, wo er auch Kapitän des Karate Teams war.

Geboren war Meister Tabata ganz an der Südspitze Kyushu, der südlichsten japanischen Hauptinsel. Dort war die Macht der Zentralregierung nicht besonders groß und die Rolle des rebellischen Außenseiters, der Strukturen verachtete, blieb sein ganzes Leben an ihm haften.

Zugleich kamen von dort aber auch viel japanische Militärführer, in deren Tradition er sich immer sah.

An sein Zuhause band ihn nicht viel. Sein Vater hatte einen Gemüsegroßmarkt, wurde aber so sehr zum Alkoholiker, dass er gar nicht mehr merkte, wenn ihm die Hand in ein Feuer sank. Und so hielt ihn nicht viel, als die Japanische Karate Federation ihn, der mit 22 schon Großmeister gewesen war und alle Karate Koryphäen seiner Zeit im Kampf geschlagen hatte, 1968 nach Amerika schickte um Karate dahin zu exportieren.

Seinen Bildunginteressen folgend forderte er für sich den Nordosten mit den großen Universitäten und zog bald nach Boston. Dort bestritt er ein bluternste Schaukämpfe gegen Boxer, trainierte die Polizei und brachte bald auch einen Baseballstar der Red Sox nach dessen Verletzung wieder in Form. Dann war er etabliert und verbrachte die nächsten 15 Jahre damit, in einer gewaltigen Anstrengung Karatevereine aufzubauen. Jede Woche fuhr er nach New York zur Columbia University, nach Yale, nach Dartmouth und an alle großen Unis in Boston, um eine Karate Ivy League aufzubauen. Im Laufe der Zeit wurde die Organisation riesig, 3000 Mitglieder hatten NAKF und NECKC, ihr College Arm und regelmäßig richteten sie landesweite Meisterschaften aus. Tabata Sensei wurde auch USA National Coach und führte sein Team zu mehreren Weltmeistertiteln.

In den 80ern baute er sich dann ein kleines Geschäftsimperium auf und hatte mehrere japanische Restaurants in Downtown Boston und der Back Bay.

Bald nachdem ich ihn kennen gelernt hatte, verlor er dies aber alles ganz plötzlich wieder. Zum einen erstreckte sich seine antistaatliche Grundeinstellung eben auch auf Steuerzahlungen, was zu folgenschweren Meinungsverschiedenheiten mit dem Finanzamt führte. Zum anderen ereilte ihn das Schicksal in form eines Minderjährigen, der mit einer Fake Id in einem seiner Restaurants einen Cocktail bestellte und auf dem Nachhauseweg betrunken einen Menschen tot fuhr. Daraufhin wurde Tabata Sensei zu 17 Millionen Dollar Schadensersatz verurteilt, die er natürlich nicht hatte. Und so musste er aus seiner Villa am Meer ausziehen in der er immer einige Schüler beherbergt hatte, und fuhr nur noch in einem armseligen Toyota herum, statt des Luxusschlachtschiffs, das wir von ihm gewohnt waren.

Im Nachhinein sagte er, dass sei die Zeit gewesen, wo er das Loslassen gelernt hat und die ganzen Buddhistischen Schriften noch einmal ganz neu verstanden. Die meiste Zeit, die ich ihn kannte, war er arm wie eine Kirchenmaus.

Tabatas revolutionäre Grundhaltung machte es auch seiner Organisation schwer. Er verlor immer wieder Leute, die Strukturen aufbauen wollten und pflegen und dabei mit seinem unruhigen Geist an einander gerieten. 5 Jahre lang durfte ich es auch versuchen und die waren sehr lehrreich.

Zum einen war es für Tabata manchmal nicht so einfach, Kontexte zu trennen. Bei der Frage nach einem geeigneten Turnierdatum erst apodiktisch für das Frühjahr und fünf Minuten später lautstark für den Herbst zu argumentieren, schult zwar den Geist, sich nicht zu sehr an Inhalten festzuhalten und widersprich in ihrer befreiende Kraft zu erkennen, ist aber für die organisatorische Vorbereitung des Turniers nicht sehr förderlich.

Zum anderen kultivierte er eben die Unnahbarkeit des allwissenden Meisters. Grundsätzlich erklärte er nichts. Lernen bestand aus Schauen und Tun. Und ausgelacht werden mit seinem explosiven Lachen. Siehe oben.
Ich wurde immer bewundert von den anderen, weil er mir nach einer eigenen Aussage so viel mehr erklärt hat als anderen. Ich bin durchgegangen, wie häufig das war. In acht Jahren kam ich auf 5 mal.

Das Training war sehr intensiv, gleissend in seiner Anstrengung und rohen, männlichen Gewalt, emotional und körperlich.

Ihr wisst gar nicht, wie gut Ihr es habt mit mir. Tausend Tritte machen wir ja auch manchmal im Training, aber es ist schon noch was anderes, wenn man dabei einen anderen auf den Schultern trägt.

Manchmal versammelten wir uns nach dem Training bei ihm, schlugen uns mit selbst gestopftem Sushi die Bäuche voll und ruhten dann alle auf dem Boden aus. Das war sehr echte Erholung.

Nach acht Jahren intensiven Trainings war es an der Zeit zu gehen. Und als ich nicht schnell genug ging, setzte Tabata mich schlicht vor die Tür. Verbot mir, teilzunehmen am fortgeschrittenen Training und schickte mich weg. Go home, teach for yourself, you learn more.

Etwas eigenes zu machen, eigene Akzente zu finden im Training, hat mehrere Jahre gedauert. Zu groß war der Eindruck, den Meister Tabata in einem hinterließ, die Wucht seiner Persönlichkeit, der Sturm, den das Training entfachte, die lässig kultivierte Männlichkeit, die es schwer war, hinter sich zu lassen.

Ich hoffe, aber es ist mir einigermassen gut gelungen, auch in seinem Sinne.

Eines Jahres, mitten im Sommer fing Sensei von einem Tag auf den anderen an, Pausen im Training zu machen. Er konnte kaum noch gehen. Da fing die Gicht an, ihn zu plagen. Ohne Geld hatte er natürlich keine Krankenversicherung, es war ja schliesslich Amerika. Und so ging sie unbehandelt ins Land, lange Jahre lang, bis er alt genug wurde, ins Medicare System aufgenommen zu werden.

In den letzten Jahren ging es der NAKF ziemlich gut. Sie war nicht so groß wie früher, aber hatte wieder bedeutende Erfolge international.

Letztes Jahr war Tabata Sensei äußerlich in sehr guter Verfassung. Aber auch da muss schon angelegt gewesen sein, dass seine Nieren dieses Jahr ihren Dienst aufgeben würden. Im Oktober erhielt er die Nachricht, dass er nur noch mit Dialyse würde überleben können. In der ihm eigenen Art verweigerte er diese, bunkerte sich in seiner Wohnung ein und war für niemanden mehr erreichbar. Ende November fiel er in ein Koma und starb.

Das war für mich schon ziemlich hart. Tabata Sensei war für mich eine Art Ersatzvater in einer Zeit, in der ich sehr unsicher herumtastete, und sein Training der Ariadnefaden, der mich schließlich in eine andere Welt führen sollte. Im täglichen Leben spielte er nur noch eine kleine Rolle für mich, immer mal wieder haben wir telefoniert. Aber als tragende Säule im Hintergrund werde ich ihn vermissen. Im Training begegnet er Euch ständig, auch wenn Ihr das nicht merkt. Ich hoffe, es geht ihm gut.

 

 

Winterpause

Nach einem atemlosen Jahr verabschieden wir uns in die Winterpause. Die wird hoffentlich ruhig für alle und schön, auch wenn sie für viele vielleicht kleiner ausfällt als sonst.

Im alten Jahr hat vieles sein Ende gefunden. Damit gibt es Platz für Neues. Neues Denken, neue Ansätze und, wenn es denn wieder los geht, neue Trainingsformate. In der Winterpause sollen die sich weiter formenund wachsen.

 

Wir wünschen allen erholsame und besinnliche Feiertage und freuen uns auf ein Wiedersehen im neuen Jahr!!!

 

Stille Grüße,

 

Malte